Von Roland Kurz
10 000 Euro, das ist schon ein Batzen Geld. So viel spendet der Förderverein der Realschule Wernau, damit die Schüler künftig unter großen Sonnenschirmen vespern und ausruhen können. „Alle haben sich das gewünscht“, berichtet Sascha Baumann, der seit November Vereinsvorsitzender ist. Die Schirme sind ein Beispiel dafür, wo ein Förderverein gefragt ist: Bei Wünschen, die nicht zu den Pflichten eines Schulträgers gehören, aber das Leben in der Schule schöner machen.
Sascha Baumann sitzt mit seinem Stellvertreter Bernd Kerner im Foyer der Schule, zwischen ihnen Aria. Der junge Labrador besucht seit Oktober die Realschule. Wenn die Hündin im Klassenzimmer ist, werde es deutlich ruhiger, erzählt Lehrerin und Hundebesitzerin Jasmin Kuttelwascher. Die Kinder sollen außerdem lernen, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Nach ihrer Probezeit muss Aria aber selbst noch zur Schule für Schulhunde gehen. Das kostet 1500 Euro, die der Förderverein übernehmen wird.
Garant für Catstone-Festival
Als Ausputzer für die Stadt oder das Land versteht sich der Verein nicht. Die generalsanierte Realschule sei auch top ausgestattet, sagt Baumann. „Der Verein liefert die Goodies oben drauf.“ In den vergangenen 20 Jahren hat er manches Projekt gestemmt und mit dem Catstone-Festival ein Kulturereignis ermöglicht, das kaum mehr wegzudenken ist. Zusammen mit der Musikschule und der Schule findet es heuer zum elften Mal statt. Die Schule ist dann eine ganze Woche musikalisch geprägt. Bis zu 2000 Besucher werden zu den Auftritten erwartet. Über eine Vorfinanzierung von 3000 Euro für die Technik sichert der Verein das Festival ab. Das Catering soll am Ende aber einen Überschuss bescheren. „Ich dürfte die Verträge gar nicht unterschreiben, wenn die Deckung nicht gesichert ist“, sagt Rektorin Katharina Rebmann und verdeutlich die Rolle des Fördervereins. Über die Beiträge der 175 Mitglieder und Spenden füllt der Verein seine Kasse. „Sobald man große Projekte hat, finden sich auch Spender“, hat Baumann festgestellt.
Die Sonnenschirme sind eines der größten Projekte, die der Verein angepackt hat. „Auf dem Schulhof fehlt das Grün“, erklärt Bernd Kerner. „Im Sommer heizt sich der Asphalt auf, da setzt sich keiner hin.“ Nach den Osterferien werden die vier großen Schirme feierlich geöffnet.
Mit Kerner ist ein Lehrer im Vorstand des Vereins. Er sieht sich als Schnittstelle. Über ihn könne das Kollegium seine Ideen in den Verein transportieren und umgekehrt. Er legt auch Wert auf den pädagogischen Ansatz des Vereins. Deshalb sollen die Schüler künftig ihre Wünsche und Anträge formulieren. Am Ende des Jahres wird entschieden, was gemacht wird. „Das ist gelebte Demokratie“, sagte der Lehrer, „Mitgestaltung stärkt das Wirgefühl.“ Was der Verein in aller Stille macht: Er bezuschusst Eltern, denen die Finanzierung etwa des Schullandheims schwer fällt. Die Anonymität wird gewahrt.
Innovations-Beschleuniger
Der Verein sieht sich zudem als Innovations-Beschleuniger. Wenn die Schule etwas bei der Stadt beantrage, werde das „mittelfristig“ berücksichtigt, also Jahre später, sagt Baumann. Schulleiterin Rebmann lobt die Stadt, die Realschule sei gut versorgt. Aber wenn es darum gehe, etwas zu erproben, dann sei der Förderverein hilfreich. Das war bei den Whiteboards so und bei den Keyboards. Über den Verein konnte die Realschule die ersten beiden digitalen Tafeln anschaffen, als diese nur bei Gymnasien üblich waren. Weil damit gute Erfahrungen gemacht wurden, war die komplette Ausstattung im Zuge der Sanierung keine Frage mehr für die Stadträte. Ähnlich war es bei den Keyboards. Die ersten finanzierte der Verein, dann hat die Stadt kräftig nachgeschoben, damit Keyboard-Klassen gebildet werden konnten, erzählt Baumann. „Der Verein setzt die Sahne oben drauf“, fasst Rebmann die Rolle des Fördervereins zusammen.
Esslinger Zeitung vom 23.03.2019 ( www.ez-online.de
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